Holzäppel inspirieren die Künstler

Wildapfel


Anke Proft (l.) ist dem Wildapfel sonst in der Natur auf der Spur. Hier lässt sie sich ihn von Monika Lotze als Farbholzschnitt zeigen. Foto: Thessa Wolf


Er ist klein und unscheinbar. Wer ihn isst, macht ein Zitronengesicht. Doch die Frucht des Wildapfelbaumes – der Vater aller anderen Apfelsorten – hat viele verborgene Talente. Schließlich diente der Wildapfel sogar als Vorlage für künstlerische Arbeiten. Anke Proft von der Grünen Liga Osterzgebirge und Monika Lotze, Vorstandsvorsitzende des Osterzgebirgischen Kunstvereines hatten sich sozusagen im Zeichen des Wildapfels getroffen. Die einen wollten, dass er bekannter wird, die anderen hofften auf ein geduldiges Motiv. Jetzt sind die zehn schönsten der Arbeiten bis Ende Februar im Foyer der Dippser Parksäle zu bestaunen.

Hölzerne Blüten

Es habe eine Weile gedauert, bis man sich mit dem Wildapfel einließ, sagt Monika Lotze. Zunächst wurden Fotos betrachtet, dann Skizzen gefertigt. Manche Skizzen waren so gut, dass sie mit ausgestellt wurden. Die meisten der Werke sind jedoch Farbholzschnitte. Das könnte man sogar symbolisch nehmen, denn der Wildapfel ist auch als Holzapfel bekannt, das Erzgebirge sogar als „Holzäppelgebirge“. Monika Lotze war von den Blüten des Baumes angetan. In vier Etappen hat sie Holz ausgeschnitten und die Platte eingefärbt. So leuchten die weißen Blüten jetzt auf braunem Grund. Auf einem anderen Bild liegen die Apfelzweige mit den Früchten über einer riesigen Tasse, auf dem nächsten sind im Hintergrund die Erzgebirgsberge grüngelb zu erahnen.

Immer mittwochs saßen die Mitglieder des Kunstvereines mit ihrer Kursleiterin Claudia Däberitz seit dem vergangenen Herbst über dem Apfelmotiv. Und ihre anfänglich so verhaltene künstlerische Neugier wandelte sich in echtes Interesse. „Ich bin schließlich mit ganz anderen Augen durch die Landschaft gegangen“, erzählt Monika Lotze. „Plötzlich erkenne ich hin und wieder einen Wildapfelbaum.“

Zwei Samenplantagen

Das ist es, was sich die Grüne Liga auch von anderen Leuten wünscht. Deshalb hat sie zu den künstlerischen Arbeiten eine Informationstafel in den Parksälen ausgestellt. „Viele verwechseln den Holzapfel mit dem Zierapfel“, sagt Anke Proft. „Doch da gibt es einen himmelweiten Unterschied.“ Zwar sei auch der Holzapfel sehr klein – im Durchschnitt misst die reife Frucht etwa 3,5 Zentimeter. Aber die Verwendungsmöglichkeiten seien deutlich größer.

Früher war der Wildapfel vor allem Tierfutter. Die getrockneten Scheiben der Früchte dienten außerdem als Tee – ein recht wirksames Hausmittel zur Fiebersenkung. Aber auch sonst ist es ein zwar herbes, aber sehr schmackhaftes Getränk.

Jetzt hat die Grüne Liga etwas nachgeholfen und den Holzapfel in einer Spezialitätenbrennerei zu einem hochprozentigen Wässerchen ansetzen lassen. Es gibt den Wildapfel als Gelee und als Eis sowie als Schmuck aus seinem Holz.

Das alles gehört zu einem Projekt der Grünen Liga, welches hauptsächlich die Erfassung der einzelnen Bäume im Osterzgebirge zum Ziel hat. Damit wird eine Datenbank erstellt. Das Julius-Kühn-Institut in Pillnitz untersucht die Blätter genetisch. Der Sachsenforst hilft bei der Anlage von zwei Samenplantagen. „Am Ende möchten wir einen Managementplan zur Erhaltung des Wildapfels in der Hand haben, der auch auf andere Regionen übertragbar ist“, sagt Anke Proft

mehr Infos

01. 06. 2009: Die gemeinsame Ausstellung des Osterzgebirgischen Kunstvereins Dipps und Grüner Liga Osterzgebirge e.V. zum Thema Wildapfel ist ab sofort zu den bekannten Öffnungszeiten in der Stadtbbibliothek Dippoldiswalde zu sehen.